Barcamps sind mittlerweile eine etablierte Veranstaltungsform, die sich immer noch wachsender Beliebtheit erfreut. Dabei gibt es das Format bereits seit über 10 Jahren. Wer mit der Bezeichnung noch nichts anfangen kann: Barcamps sind Veranstaltungen ohne vorher definiertes, inhaltlich fertiges Programm. Es gibt zwar eine zeitliche Aufteilung – einen Zeitplan – die aber dann vor Ort am Tag des Barcamps von den Teilnehmern selbst gefüllt wird.
Die Teilnehmer bestimmen, welche Themen sie interessieren und welche davon auf die Agenda kommen. Das geschieht, indem sie selbst Vorschläge machen für die 45-minütigen „Sessions“, die laut Zeitplan parallel stattfinden können. Aus diesen Vorschlägen wird dann die Agenda zusammengestellt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Barcamps wie Wikipedia sind, nur live – ich finde diese Beschreibung trifft es ganz gut: jeder kann mitgestalten und das eigene Wissen und eigene Erfahrungen einbringen. Wie viele Sessions angeboten werden können, hängt von den räumlichen Gegebenheiten statt und natürlich auch, wie viele Sessions von den Teilnehmern vorgeschlagen werden.
Die Teilnehmer eines Barcamps werden in diesem Zusammenhang auch oft als „Teilgebende“ bezeichnet, da sie eine sehr aktive Rolle einnehmen und nicht wie im Vergleich zu traditionellen Konferenzen eher passiv die Inhalte aufnehmen. Im Gegenteil, die Rollen können schwanken zwischen Lernende und Lehrende, Vortragende, Session-Moderatoren oder Diskussionsleiter. Und dabei steht immer der Austausch untereinander und das Lernen voneinander im Vordergrund!
Was mich immer wieder fasziniert, ist die Vielfalt an Themen, die bei einem Barcamp auf die Agenda kommen. Nun muss ich kurz noch unterscheiden zwischen klassischen Barcamps, die komplett themenoffen sind, und Themen-Barcamps, die einen thematischen Bezug haben wie das HR Camp oder Corporate Learning Camp, bei denen wie die Namen schon ausdrücken Themen aus dem HR oder Corporate Learning Bereich im Vordergrund stehen. Es gibt mittlerweile schon viele Branchen, die ihre Veranstaltungen im Barcamp-Format organisieren, z.B. das Literaturcamp, das Handwerkscamp, das Biolebensmittelcamp oder das
BleibGesundCamp – um ein paar Beispiele zu nennen (eine ausführliche Auflistung
der Barcamps in der DACH-Region gibt es übrigens hier).
Aber selbst bei den themenspezifischen Barcamps gibt es eine große Vielfalt an Session-Vorschlägen, die sowohl Grundlagen abdecken, als auch Trends diskutieren oder auch über Randgebiete der Themen informieren oder neue, möglicherweise branchenfremde Impulse reinbringen. Sehr spannend und Lernen vom Feinsten! Und da die Teilnehmer selbst die Agenda bilden, sind die Themen immer auf die Interessen und Bedürfnisse zugeschnitten. Wenn Teilnehmer eines Barcamps am Ende nach Hause gehen und behaupten, sie hätten nichts Neues gelernt, dann haben sie in der Regel das Prinzip des Barcamps nicht verstanden,
da sie sich nicht aktiv eingebracht, mitdiskutiert oder Themen hinterfragt haben.
Was bedeutet das nun für Unternehmen? Einerseits kann ich nur unterstreichen, wie wertvoll die Teilnahme an einem Barcamp ist – sei es bei einem klassischen oder einem Themen-Barcamp. Die Session-Geber sind dazu aufgefordert, keine Verkaufsveranstaltung aus ihrer Session zu machen – wie oben bereits beschrieben soll der Austausch im Vordergrund stehen. Und wenn eine Session den Teilnehmenden nicht gefällt, stehen sie auf und gehen in eine
andere parallel stattfindende. Der Austausch ist in der Regel sehr offen und vertrauensvoll, so dass wirklich Erfahrungen ausgetauscht und voneinander gelernt werden kann. Einen solchen Rahmen kann eine klassische Konferenz oft nicht bieten und Unternehmensmitarbeiter können nur davon profitieren.
Neben der Teilnahme an (Themen-)Barcamps bietet sich aber auch an, mal ein Barcamp im Unternehmen selbst zu veranstalten. Es gibt bereits zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die das erfolgreich ausprobiert haben und nun Barcamps als festes Format etabliert haben. Für die Ausrichtung gibt es viele Möglichkeiten – man kann es auf bestimmte Abteilungen oder Bereiche begrenzen oder alle Mitarbeiter des Unternehmens einladen. Manche Unternehmen haben auch sehr gute Erfahrungen gemacht, indem sie ihre Kunden und Geschäftspartner mit einbezogen haben.
Einerseits kann so eine bereits bestehende, vielleicht jährlich stattfindende Veranstaltung nicht nur zeitgemäßer und für die Teilnehmer interessanter gemacht werden. Andererseits können auch bestimmte Ziele verfolgt werden wie beispielsweise das Knowledge Management unter den Mitarbeitern zu fördern, eine neue Unternehmenskultur zu etablieren oder die Mitarbeiter bei der Unternehmens-/Personal-/Strategieentwicklung mit einzubeziehen. So kann Innovation effektiv vorangetrieben werden und die Mitarbeiter können über alle Hierarchien (sofern es welche gibt) hinweg aktiv daran teilhaben. Die Ergebnisse sind oft überraschend – und das im sehr positiven Sinne!
Unternehmensinterne Barcamps – auch Corporate Barcamps genannt – verstärken den Zusammenhalt und das „Wir-Gefühl“ der Mitarbeiter untereinander. Der Austausch mit Kunden und Geschäftspartnern (wenn sie mit einbezogen wurden) wird durch ein Barcamp intensiver, da man sich über dieses Format auf andere Weise über geschäftsrelevante Themen austauschen und wertvolle Impulse von außen ins Unternehmen holen kann. Es sollte darüber hinaus auch Raum für Möglichkeiten geben, Themen anzusprechen, für die es im Arbeitsalltag oft keine Zeit gibt. Auch daraus können wieder neue Ideen oder auch Optimierungen entstehen.
Und last but not least können Sie sich als Unternehmen auf öffentlichen Barcamps gut als Sponsor positionieren. Sie zeigen damit Präsenz bei den Interessierten Ihres Themas, werden als offenes und trendbewusstes Unternehmen wahrgenommen, können engagierte Mitarbeiter gewinnen und das Lernen und den Austausch zu Ihrem Thema voranbringen.
Barcamps haben in der Regel nur einen geringen Teilnahmebetrag, um allen zu ermöglichen, daran teilzunehmen und die Einstiegshürden niedrig zu halten. Der Rest der Kosten wird über Sponsoren abgedeckt und das Sponsoring muss nicht immer nur über einen Geldbetrag erfolgen. Oft sind die Organisatoren dankbar, wenn Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden können, auch Sachspenden sind nach Absprache ebenfalls willkommen. Da lohnt es sich, bei den Organisatoren nachzufragen, welche Unterstützung noch benötigt wird.
Wir als Pink University unterstützen beispielsweise schon seit vielen Jahren das Corporate Learning Camp als Sponsor – das nächste findet übrigens am 28. und 29. März 2019 in Hamburg statt. Vielleicht sehen wir uns ja dort?
Wie Sie vielleicht in dem Artikel gemerkt haben, liebt unsere Autorin Nicola Appel Barcamps. Sie ist seit 10 Jahren Mitglied im Orgateam des Barcamps Rhein-Main und war auch mehrfach aktiv im Orgateam des Corporate Learning Camps.