„Die hat bestimmt ein gutes Netzwerk“ oder „Ach, der kennt doch jeden! Frag ihn mal, ob ihm da ein guter Kontakt einfällt!“ Solche oder so ähnliche Sätze schon mal gehört? Oder selbst ausgesprochen? Berufliche und private Netzwerke basieren immer auf Kontakten. Und ein solches Beziehungsnetz will erst mal aufgebaut und gepflegt werden. Aber vorab die Frage: Was versteht man unter Networking im beruflichen Kontext? Wie funktioniert Networking? Und was bringt Netzwerken im Unternehmen und außerhalb?
Kontakte verdichten sich in Netzwerken und so entstehen Netzwerke verschiedenster Art: Es gibt sie für beinahe alles und quasi überall: ob Fahrgemeinschaften, Hobbygärtner, Hundesportlerinnen oder Alleinreisende. Wer in ein formales Netzwerk schnuppern möchte, kann sich nach Berufsverbänden, Gruppen für Gründer:innen, für Frauen oder Expats umsehen. Ideal ist immer ein Netzwerkmix, der auf die eigenen Ziele und Interessen abgestimmt ist.
Alle Netzwerke folgen einem Grundsatz: Die Mitglieder bieten und suchen etwas. Sie teilen Interessen und Ziele. Wie im privaten, so gilt das auch im beruflichen Netzwerk. In beiden Lebensbereichen wählt man Kontakte immer auch danach, ob und wie sie nützlich sein könnten. Das klingt erst mal sehr rational, ist aber integraler Bestandteil des Netzwerkens. Kontakte unterstützen und helfen sich gegenseitig und genau auf diese Art und Weise verschafft Networking Vorteile auf persönlicher und kollektiver Ebene.
Sehen und gesehen werden oder auch kennen und gekannt werden? Ein wichtiger Vorteil des Netzwerkens besteht darin, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen. Wer gut vernetzt ist, erhält außerdem mehr Resonanz. So bieten sich mehr Möglichkeiten, Erfahrungen auszutauschen. Auf persönlicher Ebene bringt Networking unter anderem diese Vorteile mit sich:
die Strategien und Erfolgskonzepte anderer kennenlernen
sich gegenseitig motivieren und inspirieren
eigenes Wissen einbringen und sich zugleich positionieren
Empfehlungen abgeben und umgekehrt weiterempfohlen werden
sich bei Herausforderungen unterstützen
Auch das Unternehmen als Ganzes profitiert, wenn Mitarbeitende beruflich fleißig netzwerken. Kompetente und freundliche Mitarbeitende tragen als Repräsentant:innen des Unternehmens zu dessen gutem Ruf bei. Durch den Austausch mit Verteter:innen anderer Firmen und Organisationen landen Informationen oft früher im Unternehmen. So kann ein wertvoller Wissensvorsprung entstehen. Zum Beispiel in Hinblick auf Marktinfos, Brancheninterna, Trends, Gesetzesänderungen oder Personalveränderungen. Außerdem wird im direkten Vergleich oft deutlich, wie Unternehmen sich ergänzen und welche Kooperationen zielführend für alle sein können.
Um gemeinsam Erfolgsgeschichten zu schreiben, ist allerdings ein Plan nötig! Und dafür ist der erste Schritt, sich mit den eigenen Zielen zu beschäftigen. Warum willst du überhaupt dein berufliches Netzwerk auf- oder ausbauen?
Ein persönliches Networking-Ziel ist individuell unterschiedlich. Der eine wünscht sich insgesamt mehr Kontakte, die andere will ihr bestehendes Netzwerk bewusster nutzen. Im ersten Schritt ist es entsprechend wichtig, sich der eigenen Ziele in Bezug aufs professionelle Networking bewusst zu werden und diese auch auszuformulieren. Schwarz auf weiß am besten. Und im zweiten Schritt braucht es dann…? Genau, eine Strategie. In diesem Fall: eine Netzwerkstrategie.
Zur Vorbereitung hilft es, sich der eigenen Interessen, Stärken und Schwächen bewusst zu werden.
Passt der Networking-Stil zur Persönlichkeit, fällt es wesentlich leichter, authentisch aufzutreten und sich wohlzufühlen. An erster Stelle steht also die Frage: Wer bin ich? Versuche, dich einzuschätzen: Bist du eher zurückhaltend oder gesellig? Fällt es dir leicht, mit anderen zusammenzuarbeiten? Neigst du zu Perfektionismus? Schwierige Fragen, aber: um sie zu beantworten, können oft Freunde, Familie, Partner oder Kolleg:innen weiterhelfen. Nach der Wer-Frage folgen die Fragen nach den eigenen Stärken und Schwächen. Wo hast du noch Schwierigkeiten? Was möchtest du verbessern? Und umgekehrt: Was bringst du mit? Und wie kannst du und deine Kontakte diese Stärken und Kenntnisse nutzen?
Noch konkreter aufs Networking schießt du dich ein, wenn du nun noch mal deine Ziele unter die Lupe nimmst und unterscheidest, ob es sich dabei um branchen- und tätigkeitsbezogene, projektbezogene oder persönliche Ziele handelt.
Wen kontaktieren? Auch das erfordert Vorbereitung und Struktur. Eine Inventur / Bestandsaufnahme der Kontakte kann in Form einer Mindmap passieren. Wichtig ist, nicht alle Kontakte zu erfassen, sondern diejenigen, an die du tatsächlich anknüpfen kannst und willst. Danach ordnest und gruppierst du diese Kontakte. Und an dritter und letzter Stelle folgt die alles entscheidende Frage: Kann mir dieser Kontakt bei meinen beruflichen Zielen aktuell weiterhelfen? Könnte diese Person jemanden kennen, der oder die mich bei der Umsetzung unterstützen kann? Wenn du die Frage mit Ja beantwortest, dann bleibt der besagte Kontakt in deinem professionellen Netzwerk. Tun sich bei deiner Bestandsaufnahme Lücken auf oder stellst du im schlimmsten Fall fest: Keiner kann helfen, dann wird es Zeit, das Adressbuch zu füllen. So oder so: in jedem Fall erfordert Networking immer Vorbereitung, und das betrifft zunächst einmal die Recherche nach passenden Veranstaltungen und Gelegenheiten, die richtigen Leute zu treffen.
Ein wichtiger Schritt beim Networking ist die Suche nach interessanten Veranstaltungen und potenziellen Kontakten. Nützliche Werkzeuge sind dabei soziale Netzwerke: LinkedIn, Xing oder auch Facebook und Instagram. Sie erleichtern ein gezieltes Ansprechen basierend auf den Informationen, die ein Profil bereithält. Theoretisch. Praktisch passiert aber deutlich häufiger folgendes: Eine Kontaktanfrage flattert rein und man hat keine Ahnung, wer sich hinter dem Profil verbirgt oder warum diese Person einen hinzufügen möchte.
Regel Nummer Eins bei der digitalen Ansprache lautet deshalb: Wer einen Kontakt hinzufügt, schickt immer eine Nachricht mit. In dieser Nachricht steht, warum man die Person kontaktiert, woher man sich kennt oder warum man sich kennenlernen sollte. Ebenso wichtig für einen gelungenen Online-Auftritt: ein aktuelles und professionelles Foto. Am besten ohne Hut oder Sonnenbrille. Außerdem ein aktualisiertes und gepflegtes Profil. Stimmen dein Arbeitgeber, deine Position und deine Kontaktdaten weiterhin?
Auch der Umgang will online gepflegt werden. Ignoriere Kontakte online nicht, sondern like und kommentiere ihre Postings. Veröffentliche auch selbst Inhalte und reagiere auf Kommentare und Rückfragen. Teile zum Beispiel Erfahrungen und Ideen oder nutze Beiträge für konkrete Fragen beziehungsweise Bitten um Unterstützung.
Digitales Networking kann weitreichender und schneller sein, ist aber weniger spontan und persönlich Soziale Netzwerke ersetzen persönliche Treffen nie vollständig, aber sie sind nützliche Recherchetools und eine wichtige Ergänzung des Networkings vor Ort. Zudem erleichtern sie die Suche nach interessanten Veranstaltungen.
Nehmen wir an, du bist auf einer Networking-Veranstaltung unterwegs. Wie kommst du nun mit anderen ins Gespräch? Eine gutes Mitbringsel für eine Veranstaltung ist immer eine kurze Vorstellung von sich selbst. Dazu gehöret dein Name sowie Name und Art des Unternehmens, bei dem du arbeitest. Deine eigenen Besonderheiten oder die deines Produkts oder der Firma. Außerdem eine kurze Erklärung, wie du gewünschte Ziele erreichen willst und welchen Nutzen dein Gesprächspartner davon hat, dich kennenzulernen. Schüchternen Personen hilft dieser Rahmen beim Networking ebenso wie beispielsweise vorab Termine zu vereinbaren. So kann man sich noch individueller auf das Gegenüber vorbereiten und einstimmen.
Einen guten Gesprächseinstieg finden, das lässt sich üben! Ob schüchtern oder extravertiert. Einige Optionen haben wir hier für dich zusammengestellt:
Fragen bei Vorträgen stellen
auf Fragesteller oder Referentinnen zugehen
Wartezeit nutzen und ein Gespräch mit Hintermann oder Vorderfrau anfangen
Andere Personen ansprechen, die alleine da sind und offen wirken
Auf bekannte Gesichter zugehen und sich ihnen anschließen
Eine Geste nutzen
Das Umfeld miteinbeziehen
Eine offene Frage stellen zu Programm, Ablauf, Referenten, etc.
Nach dem Einstieg ins Gespräch schafft Small Talk eine Art „Aufwärmphase“. Die klassischen Themen umfassen das Wetter, die Anreise, Hobbys oder das Essen. Noch besser sind gemeinsame Interessen. Legitim ist auch, ein konkretes Anliegen direkt und eindeutig zu formulieren. Dabei wichtig ist aber immer die Art der Veranstaltung zu beachten: Auf Partys oder beim Betriebsausflug geht es um eher lockere, private Themen, auf Messen und Kongressen ist eine Mischung aus thematisch passendem Input und einer Prise Small Talk angebracht.
Wichtig ist also, was gesagt wird, wie es gesagt wird und wie die Körpersprache das Gesagte begleitet.
Halte während des Gesprächs Blickkontakt, ohne zu starren.
Lächle und nicke.
Übe dich im aktiven Zuhören (hier verlinken auf den Blogbeitrag „Aktiv zuhören“): Unterbreche nicht, geben passend Feedback oder stelle relevante Nachfragen. Du kannst auch Teile des Gesagten wiederholen.
Mache ehrlich gemeinte Komplimente.
Zeige Humor.
Behalte im Kopf, wer die Person ist, mit der du sprichst, wo sie aktuell steht und wo sie hinwill. Mache klar, wie du unterstützen kannst, fasse dich dabei aber kurz und bleibe sympathisch.
Schließe das Gespräch gekonnt ab. Erst durch nonverbale Kommunikation: einen Schritt zurück oder sich leicht zurücklehnen. Danach erst frag nach der Visitenkarte, sage, dass du weitermusst, aber gebe einen Ausblick darauf, was als Nächstes kommt: eine Mail, ein weiteres Treffen oder gar ein Projekt.
Teil des professionellen Netzwerkens ist auch ein ausgewogenes Maß beim Kontakthalten. Man will ja nicht aufdringlich sein, aber auch nicht zu distanziert wirken. Das richtige Maß hängt mit der Kategorisierung deiner Kontakte zusammen, ebenso die Frage, ob du Weihnachtskarten oder Präsente verschickst. Davon unabhängig gibt es jedoch auch einige Evergreens unter den guten Gelegenheiten sich zu melden. Beispiele gefällig?
Zum Geburtstag gratulieren. Als Erinnerung helfen Kalender oder soziale Medien.
Interessante Artikel oder Videobeiträge an Kontakte weiterleiten.
Sich melden, wenn man in der Nähe ist. Vielleicht lässt sich ein Kaffee einplanen.
Auf potenziell interessante Veranstaltungen oder Kooperationen aufmerksam machen.
Kontakten zu Erfolgen gratulieren.
Wer Mitglied in einem formalen Netzwerk wird, kann außerdem durch regelmäßige Anwesenheiten und Beiträge punkten oder feste Aufgaben übernehmen. Im Sinne der Langfristigkeit von Beziehung im privaten wie im beruflichen Umfeld sind neben Großzügigkeit auch Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Rücksicht wichtig. Besondere Bedeutung hat der Grundsatz des Gebens und Nehmens. Das bedeutet, auch in Vorleistung zu gehen, also nicht sofort eine Gegenleistung zu erwarten.
Wir fassen zusammen: Professionelles Netzwerken erfordert eine ganze Menge Vorbereitung und Geduld, es bringt aber auch eine Vielzahl von Vorteilen mit sich. Auf individueller Ebene und für das Unternehmen als Ganzes. Und keine Sorge: Es macht auch eine Menge Spaß, sorgt für inspirierende Begegnungen sowie einen anregenden und informativen Austausch, in den man gerne Zeit investiert.
Personalverantwortlichen richten wir sehr gerne einen kostenlosen Testzugang ein, um sich persönlich von unserem E-Training "Gezielt Netzwerken" zu überzeugen.