Selbstgesteuertes Lernen fördern: Die wichtigsten Faktoren für mehr Lernerautonomie

Selbstorganisiertes, eigenverantwortliches Lernen gehört auch dazu
09.03.2021
Kerstin Boll
Selbstkompetenz
Inhalt

Selbstgesteuertes Lernen funktioniert anders, als wir es aus dem Seminarraum kennen: Der Lernende erreicht seine Lernziele nach Möglichkeit in eigener Regie. Im besten Fall kommen beim selbstgesteuerten Lernen das Lernen im Alltag und bewusstes, geplantes Lernen zusammen.

Was ist selbstgesteuertes Lernen? - Definition

Selbstgesteuertes Lernen oder Lernerautonomie bezieht sich auf einen Prozess, bei dem die oder der Lernende alle Bestandteile des Lernens selbst steuert, d.h. Lernziele, Operationen und Strategien der Informationsverarbeitung, Evaluierung, Feedback sowie die Lernumgebung. Dies ist ein Wunschdenken, da Lernen im Prinzip immer sowohl fremd- als auch selbstgesteuert ist. Es gibt in der Regel keine Lernprozesse, die entweder von innen oder von außen gesteuert werden. Lernen bewegt sich auf einem Kontinuum zwischen selbstgesteuert und fremdgesteuert.

Weshalb wächst das Interesse am selbstgesteuerten Lernen gerade jetzt?

Die wichtigsten Gründe für das aktuelle Interesse am selbstgesteuerten Lernens sind diese:

1. Neues Wissen darüber, wie Menschen lernen

Bis in die 1970er Jahre hinein glaubte man, dass erfolgreiches Lernen von individuellen Fähigkeiten abhinge wie Intelligenz, Motorik oder Gedächtnis. In der Praxis zeigte sich, dass das nicht stimmt: In Untersuchungen hatten zum Beispiel Studierende wenig Erfolg beim Lernen, obwohl ihre Intelligenz außer Frage stand.

Mit der Zeit rückte die Fähigkeit zur Selbstregulierung in den Mittelpunkt des Interesses. Zur Selbstregulierung gehören Selbstmotivation, die Fähigkeit zur Planung und Selbstbeurteilung sowie das Herstellen eines förderlichen Lernumfelds.

3. Wissen veraltet im Nu

Wissen veraltet. Schon immer war das so. Doch in der Gegenwart veraltet Wissen in rasender Geschwindigkeit. Die Halbwertzeit von EDV-Wissen wird auf etwa zwei Jahre geschätzt.

Deshalb gibt es einen enormen Bedarf daran, Wissen aufzufrischen, auszubauen und zu ergänzen. Mit klassischen, formalen Lernangeboten ist das kaum zu schaffen. Sie sind zu träge und oft zu wenig auf den individuellen Lernbedarf des Einzelnen abgestimmt. Lernen muss zu etwas werden, das täglich und selbstverständlich passiert, abgestimmt auf das Vorwissen und die aktuellen Aufgaben des Lernenden.

3. Verändertes gesellschaftliches Bild

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Kreativität fördern: die 6 besten Kreativitätstechniken

Unsere Vorstellung davon, wie wir miteinander arbeiten wollen, ändert sich. Unternehmen wünschen sich von ihren Mitarbeitenden zudem Eigeninitiative, Kreativität, Verantwortungsbewusstsein und unternehmerisches Denken.

Selbstbewusste und selbstgesteuerte Mitarbeitende lassen sich jedoch kaum noch hierarchisch führen oder gar bevormunden. Der Trend hin zu Individualisierung, Deinstitutionalisierung sowie Deregulierung entwickelt sich deshalb im gleichen Atemzug. Die Weiterbildung muss in diesem Veränderungsprozess mithalten.

4. Die gewachsene Einsicht, dass die Lernkompetenz als solche wichtig ist

Beim selbstgesteuerten Lernen geht es um mehr als um die fachlichen Inhalte. Vielmehr steht die Lernkompetenz an sich im Mittelpunkt. Denn wenn Wissen so schnell veraltet und Menschen im Laufe ihres Lebens fünf- oder sechsmal den Beruf wechseln - dann ist die Lernkompetenz wichtiger für den Erfolg im Beruf als das aktuelle Fachwissen.

Wie selbstgesteuert ist selbstgesteuertes Lernen wirklich?

Lernen im Beruf ist in der Regel an Unternehmensziele gebunden. Reines selbstgesteuertes Lernen ist deshalb selten.

Daraus entsteht ein Widerspruch, denn der Erfolg beim selbstgesteuerten Lernen hängt wesentlich von der Eigenmotivation des Lernenden ab. Der oder die Lernende sollte das Gefühl haben, im eigenen Interesse zu lernen und eigene, lohnende Ziele zu verfolgen.

Für das selbstgesteuerte Lernen im Beruf ist es deshalb wichtig, die Ziele des Unternehmens und die individuellen Ziele des Lernenden zu harmonisieren.

Lernende wollen sich frei fühlen und ihren Lernprozess selbst steuern. Auch dies ist ein Erfolgsfaktor des selbstgesteuerten Lernens. Sie werden dann erfolgreich sein, wenn die Eigenmotivation hoch genug ist, wenn sie den Anforderungen gewachsen sind und wenn die Lernsituation für sie stimmt.

Nicht immer ist all das gegeben. Lernbegleiter:innen sind deshalb auf Feingefühl angewiesen: Sie müssen den Wunsch nach Autonomie einerseits und Führung andererseits ausbalancieren.

Bleiben alle im Boot?

Klar ist: Selbstgesteuertes Lernen stellt Ansprüche an den Lernenden. Unter anderem sollte der Lernende reflektieren, wie Lernen grundsätzlich funktioniert und was er oder sie persönlich braucht, um Lernziele zu erreichen. Dazu gehören Themen wie:

  • Lernaufgaben und Lernschritte

  • Regeln für die Bearbeitung der Aufgaben

  • Der sinnvolle Einsatz von Lernmitteln, -methoden und -werkzeugen

  • Das Einteilen der Zeit für das Einarbeiten und Wiederholen

  • Einholen von Feedback und Unterstützung von Experten

  • Unterstützung von Kollegen und Lernpartnern

Nicht jeder schafft das. In einer Studie war nur ein Drittel der Befragten bei schwierigen Denkaufgaben zu dieser metakognitiven Kompetenz in der Lage. Bildungsbenachteiligte laufen Gefahr, weiter ins Abseits gedrängt zu werden. Sie sind auf professionelle Unterstützung angewiesen.

Wie gelingt selbstgesteuertes Lernen?

Selbstgesteuertes Lernen verändert die Rolle auf beiden Seiten: Die Lernenden profitieren von einem höheren Grad an Mitbestimmung. Dafür tragen sie größere Verantwortung. Die Lehrenden wechseln in die Rolle der Motivierenden und Fördernden. Sie sind vor allem dafür verantwortlich, dass das selbstgesteuerte Lernen gelingt.

Ihre Mittel sind unter anderem diese:

  • Unterstützende Lernmittel und -hilfen, abgestimmt auf den Lernenden und seine Situation.

  • Fordern und fördern: Eine Aufgabe muss fordern, um eine Entwicklung anzustoßen.

  • Mithilfe von Kompetenzprofilen erkennen Lernende, worin sie bereits stark sind und wo Entwicklungs- und Lernpotenziale liegen.

  • In der Laufbahnbegleitung erkennen Lernende ihre Ziele. Dies ist die Voraussetzung für Lernstrategien.

  • Ein Lerntagebuch hilft den Lernenden, Fortschritte zu erkennen und Erfahrungen zu reflektieren.

  • Coaching ist eine bewährte Gesprächsform, um Erfahrungen einzuordnen und über Stärken und Schwächen nachzudenken.

Vollständig selbstgesteuertes Lernen ist am ehesten im privaten Lebensbereich vorstellbar. Doch auch im Business-Kontext haben Lernbegleiter viele Möglichkeiten, Begeisterung für das Lernen zu entfachen. "Ich kann das!" motiviert schon die Kleinsten und dies bleibt ein Leben lang so. Selbstgesteuertes Lernen will genau das erreichen.

Lust am Lernen?

Veränderungsprozesse erfolgreich gestalten

Selbstgesteuertes Lernen oder Lernerautonomie sind nicht in jedem Unternehmen unmittelbar und einfach umsetzbar. Sind Unternehmen eher starr strukturiert, ist zuerst ein Veränderungsprozess nötig. Die Führungskultur ist hier ein zentraler Aspekt, da selbstgesteuertes Lernen vermeintlich einen teilweisen Kontrollverlust bedeutet, insbesondere für Teamleiter und Führungskräfte.

Darüber hinaus spielen Kommunikation und Evaluation eine wichtige Rolle bei einer solchen Veränderung.

Erfolgskontrolle in der Personalentwicklung - Personalentwicklungsmaßnahmen

Durch eine fundierte Beratung kann ein Unternehmen all diese Aspekte leichter berücksichtigen und sich auf den Weg zu einem geeigneten E⁠-⁠Learning-Konzept machen. Die Erfahrung zeigt, dass die Einführung von E⁠-⁠Learning im Unternehmen oft zu kurz greift, denn es geht nicht nur um die Auswahl des richtigen Web Based Trainings, sondern auch um das richtige Gesamtkonzept für den geplanten Lernprozess, vor allem wenn die Mitarbeiter*innen erst an das selbstgesteuerte Lernen herangeführt werden müssen.

E⁠-⁠Learning erfolgreich einführen in Unternehmen

Insbesondere geht es darum, die Mitarbeiter:innen motivieren Umso motivierter sie beim selbstgesteuerten Lernen sind, desto höher ist ihre Zufriedenheit und auch der Lerntransfer. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Motivation intrinsisch vorhanden ist oder im "Moment of Need" im Unternehmen entsteht.

Hier können Lernberater:innen den Mitarbeitenden einen Überblick über das Angebot geben und erläutern, welches Lernformat zur Arbeitsweise, den technischen Anforderungen und der verfügbaren Zeit passt. Unternehmen müssen sich daher der Herausforderung stellen, jeden Lernbedarf mit Wissen im passenden Format abzudecken.

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Quellen:

Stangl, W. (2021). Stichwort: 'selbstgesteuertes Lernen – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/

'selbstgesteuertes Lernen - Methodenkoffer SGL' https://methodenkoffer-sgl.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/

https://www.schulentwicklung.nrw.de/ 

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